Boland vor 300. Einsatz: "Versuche, ich selbst zu bleiben"

von Rayk Maschauer


Mirko Boland spracht mit regionalSport.de ausführlich über seine Karriere. Foto: Agentur Hübner
Mirko Boland spracht mit regionalSport.de ausführlich über seine Karriere. Foto: Agentur Hübner | Foto: Agentur Hübner



Braunschweig. Am Sonntag trifft Eintracht Braunschweig auf den MSV Duisburg. Für Mirko Boland wirddie Partie eine ganz besondere werden: Zum 300. Mal wird sich der Mittelfeldmotor das Trikot mit dem roten Löwen überstreifen. Vorab sprachen wir mit ihm unter anderem über seine Jugendzeit beim SV Rees, sein Verhältnis zu Trainer Torsten Lieberknecht und über die aktuelle Saison.

Mirko Boland über…


… seine Gefühle vor seinem 300. Einsatz für die Eintracht:
Ich sehe das Spiel an sich als wichtig an, aber nicht die Zahl 300. Es ist eine schöne Randnotiz, worauf man sicher stolz sein kann. Gerade in der heutigen Zeit. Aber in der Situation, in der wir uns gerade befinden, ist es einfach ein unglaublich wichtiges Spiel, wo wir einen Dreier holen wollen. Für mich zählen nur die drei Punkte.

… seine Jugend beim SV Rees, bei dem er die ersten zehn Jahre spielte:
Rees war mein Jugendverein. Ich habe dort auch in Auswahlmannschaften gespielt und da war es komisch, weil ich der Einzige aus einem kleinen Verein war. Auf der Spielerliste stand dann da meistens „MSV Duisburg, Fortuna Düsseldorf, Borussia Mönchengladbach“ und dann stand da noch der SV Rees (lacht). Das war am Anfang etwas schwieriger, weil sich die meisten Jungs schon untereinander kannten und ich als einziger Spieler von einem kleinen Verein kam. Aber ich denke, das spiegelt so ein bisschen das wieder, wie ich den Fußball lebe. Ich bin niemand, der sehr wechselwillig ist. Wenn ich mich irgendwo wohlfühle, dann bleibe ich auch gerne da, wenn alles drumherum passt. Deswegen war ich bis zu meinem 15. Lebensjahr dort.

… den Unterschied zwischen Eintracht und seinen vorherigen Vereinen:
Bei meinen vorherigen Stationen habe ich vor allem noch im Jugendbereich oder der zweiten Mannschaft mit anderen jungen Spielern gespielt. Das war dann in Braunschweig natürlich was ganz anderes. Früher war es generell noch eine andere Situation, weil die älteren Spieler noch typische alte Fußballprofis waren. Das Blatt hat sich mittlerweile komplett gewendet. Ich bin ja jetzt auch älter, aber wir können mit den jungen Spielern ganz locker umgehen. Früher war die Hierarchie klarer eingeteilt und man wurde als junger Spieler auch mal untergebuttert. Da musste man auch mal von der Massagebank aufstehen, wenn der Ältere kam. Egal, ob die Behandlung vorbei war oder nicht (lacht).

… die emotionalsten Momente bei der Eintracht:
Das war die beiden Aufstiege. Das ist etwas Unglaubliches. Früher als Kind als ich in Rees auf dem Bolzplatz gespielt habe, habe ich immer davon geträumt. Und auf einmal wird dieser Traum, von dem man früher geträumt hat, wahr. Das ist natürlich was Unglaubliches und Unbeschreibliches. Ich weiß noch, damals habe ich nach dem Aufstieg in die zweite Liga gesagt: „Wow, das ist unglaublich, was ich jetzt geschafft hab“. Und auch als ich das erste Bundesligaspiel gemacht hab, war das einfach Wahnsinn.

... Mitspieler, die ihm in Erinnerung geblieben sind:
Da gibt es natürlich einige, weil durch die Zeit hier natürlich einige Freundschaften entstanden sind. Pfitze, Benjamin Kessel, Cello, Kruppa, Domi oder Petko - Natürlich auch, weil man mit denen Erfolge gefeiert hat. Das war ein eingeschworener Haufen, mit dem wir auch die beiden Aufstiege geschafft haben. Aber auch weil die Jungs einfach Typen waren, mit denen ich unglaublich viel auf und neben dem Platz erlebt habe. Deswegen würde ich da keinen hervorheben.

… sein Verhältnis zu den Fans:
Ich versuche immer ich selbst zu bleiben. Auf dem Platz versuche ich immer alles rauszuhauen, weil ich denke, dass das meine Spielart ist. Man kann mal einen schlechten Tag haben, aber das Wichtigste ist, dass man zumindest alles versucht und Laufen und Kämpfen geht immer. Das kommt, glaub ich, meistens ganz gut an. Ich glaube, gerade deswegen haben die Fans eine gar nicht so schlechte Meinung von mir. Ich bin auch ein Junge, der aus der Kurve kommt - ich stand damals beim 1. FC Köln in der Kurve - von daher kann ich das Fan-Denken ganz gut nachvollziehen. Aber ich kenne auch die Seite eines Fußballers. Das ist vielleicht ein kleiner Vorteil, den ich gegenüber manch anderem hab.

… seine Beziehung zu Torsten Lieberknecht:
Torsten ist ein absoluter Förderer von mir. Wir sind früher sehr oft aneinander geraten. Das wurde ja schon in den ein oder anderen Interviews gesagt, dass wir eine Art Hassliebe hatten. Das hat aber mittlerweile zu einer guten Zusammenarbeit geführt. Ich bin seither gereift und auch er hat nochmal ein paar Schritte nach vorne gemacht. Wir haben heute ein sehr gutes Verhältnis, wo wir offen und ehrlich miteinander sprechen. Er weiß, wie ich ticke. Ich weiß, wie er tickt. Er weiß, was er von mir erwarten kann und andersrum weiß ich auch was Torsten erwartet. Von daher denke ich, dass wir ein gutes Verhältnis haben.

… die Gerüchte rund um Torsten Lieberknecht:
Das ist halt normal im Fußball. Das ist in jedem anderen Verein auch so. Ich finde es natürlich schade, weil ich weiß, wie er arbeitet und was er für den Verein gibt. Das kriegen andere vielleicht nicht so mit, aber ich weiß, dass er hier nicht nur den Posten als Trainer sehr gut ausfüllt, sondern auch viele Sachen drumherum macht und wie viele Gedanken er sich macht. Also bei ihm steht - auch wenn das seine Familie wahrscheinlich nicht gerne hört - die Eintracht an erster Stelle (lacht). Also er legt da sehr viel Herzblut rein.

… die aktuelle Saison:
Wir stehen gerade natürlich absolut im Abstiegskampf, dessen sind wir uns bewusst. Wir sind eigentlich gar nicht schlecht in die Saison gestartet. Das große Thema sind natürlich die vielen Unentschieden. Hätte man da drei, vier Siege mehr geholt, dann würde es wahrscheinlich ganz anders aussehen. Aber Fakt ist jetzt, dass wir in der Rückrunde bis dato nicht so viele Punkte geholt haben, was natürlich nicht gut ist. Und so haben wir uns jetzt in eine Situation gebracht, die sehr brenzlich ist. Wir wollen auch nicht den Teufel an die Wand malen, aber wir wissen schon um die Wichtigkeit. Vor allem was da dranhängt: Nicht für uns Spieler, sondern auch für die Mitarbeiter und die Fans bedeutet das ganz viel. Deswegen ist es für uns ganz wichtig, dass wir jetzt schnellstmöglich Punkte ohne Ende holen, damit wir aus der Situation rauskommen.

…. seinen möglichen 400. Einsatz im Eintracht-Trikot:
Das wäre natürlich absolut geil. Das würde heißen, dass ich noch ein paar Jahre Fußball spiele, was ich auch vorhabe. Ich kann es mir auch sehr gut vorstellen hier weiter zu spielen. Wie ich leider diese Saison erfahren musste, gehört dazu selbstverständlich auch, dass man verletzungsfrei bleibt. Aber ich werde alles dafür tun, dass noch ein paar Einsätze dazukommen.


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