Einmal Löwe, immer Matthias Henn

von Frank Vollmer


| Foto: Agentur Hübner



Braunschweig/Rostock. Acht Jahre lang spielte Matthias Henn für die Braunschweiger Eintracht von der 3. bis zur Bundesliga. Im vergangenen Sommer wollte es der 31-jährige Defensivspezialist noch einmal wissen und wechselte zur Hansa nach Rostock. Wir haben uns mit dem sympathischen Ex-Löwen über akute Abstiegssorgen, Arbeitsstätten wo andere urlauben und den Weg der Eintracht unterhalten.

"Ruckzuck vom Stadion in der Innenstadt"


Hallo Matthias, wie ist es Dir seit dem Wechsel nach Rostock ergangen? Mir geht es sehr gut hier oben. Ich bin super aufgenommen worden und habe schnell einen Platz in der Mannschaft gefunden. Darüber hinaus habe ich bereits nach wenigen Wochen eine schöne Wohnung in der Stadt bezogen. Ich fühle mich sehr wohl hier oben.

Was sind die denn die großen Unterschiede zwischen Braunschweig und Rostock? Ehrlich gesagt gibt es nicht allzu viele Unterschiede zwischen Braunschweig und Rostock. Klar, wir spielen in unterschiedlichen Ligen, aber von der Begeisterungsfähigkeit und der Unterstützung der Fans gibt es kaum Unterschiede. Für ganz viele Menschen hier oben bedeutet Hansa alles, genau wie in Braunschweig die Eintracht für viele Menschen alles bedeutet. Auch von den Gegebenheiten vor Ort sind sich beide Vereine sehr ähnlich. Hansa hat für einen Drittligaverein überragende Bedingungen, angefangen bei den Katakomben bis hin zum eigenen Bus. Der einzige Unterschied ist der beheizbare Trainingsplatz der Eintracht im Winter. Nicht dass es den hier nicht gibt, aber aufgrund der finanziellen Situation kann die Rasenheizung leider nicht eingeschaltet werden. Die Stadt Rostock ist sehr gemütlich und hat eine gute Grösse. Man erreicht hier, ähnlich wie in Braunschweig, alles ziemlich schnell und ist ruck zuck vom Stadion in der Innenstadt.

Wie gut tat es, endlich wieder Stammspieler sein zu können? Für mich persönlich war es natürlich super und ein tolles Gefühl von Anfang an Stammspieler zu sein. Ich wollte endlich wieder Wochenende für Wochenende Fussball spielen und auf dem Platz stehen. Das war der wichtigste Punkt für mich, nochmal etwas neues zu machen und den Schritt nach Rostock zu wagen.

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Immer voller Einsatz: Matthias Henn gegen Marc Lorenz (SV Wehen Wiesbaden). Foto: Agentur Hübner



Wie gefällt Dir Rostock als Stadt? Sind die Leute dort im Norden anders als in Braunschweig? Wie schon gesagt finde ich Rostock ist eine sehr gemütliche Stad. Ws gibt hier schöne Ecken wie den Stadthafen, wo man sich an schönen Tagen in den Strandkorb setzen kann und einfach nur die Sonne genießt. Die Innenstadt ist etwas kleiner, aber dennoch sehr schön. Und wenn ich mal an den Strand möchte, dann setze ich mich ins Auto und bin in 15 Minuten in Warnemünde an der Ostsee.

Das klingt wirklich verlockend ... Als mein Wechsel letzten Sommer feststand, bekam ich viele Nachrichten, in denen stand „Arbeiten wo andere Urlaub machen.“ Nach einem Jahr weiß ich, was die meinten und kann nur sagen, dass es stimmt. Die Leute hier oben sind, genau wie in Braunschweig, wirklich sehr sympathisch und nett. Anders als in Braunschweig sind sie vielleicht anfangs etwas ruhiger und zurückhaltender, aber das legt sich sehr schnell.

Hast du noch großen Kontakt in die Braunschweiger Mannschaft? Wenn ja, mit wem? So viel Kontakt habe ich zu den Jungs nicht mehr. Ab und an schreibe ich mit meinem ehemaligen Zimmerkollegen ChicKen. Aber ich war letzte Saison bei drei Spielen in Braunschweig und wenn man dann die Jungs, die Physios, die Trainer, Bussi oder wen anderes im Verein trifft, mit dem man zusammen gespielt oder gearbeitet hat, dann kommt man direkt ins Gespräch und dann ist das so wie früher (lacht).

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Unvergesslich: Matze, Bussi, Orhan. Foto: Agentur Hübner



Wie beurteilst du die sportliche Situation in Braunschweig? Ich habe natürlich verfolgt, wie es in Braunschweig nach meinem Weggang sportlich läuft. Es gab einen relativ großen Umbruch vor der Saison, mit vielen Abgängen und einigen Neuen. Da muss sich natürlich auch erstmal wieder eine Struktur innerhalb der Mannschaft bilden und die Neuzugänge müssen integriert werden. Ich habe immer wieder gedacht, dass man sich jetzt mit einem weiteren Sieg endgültig mit ins Aufstiegsrennen schießt, aber spätestens nach der Winterpause mit nur sechs Punkten aus acht Spielen war der Zug leider abgefahren. Dennoch steckt enormes Potential in der Mannschaft! Gerade beim 2:2 im Spiel gegen Freiburg, das ich live im Stadion gesehen habe, fand ich die Mannschaft bärenstark und da wäre ein Sieg hochverdient gewesen. Ich bin mir sicher, dass es Torsten und Marc erneut gelingt eine sehr gute Truppe zusammenzustellen und hoffe natürlich, dass die Mannschaft auch mit weniger Verletzungspech gut in die Saison startet und  – trotz starker Konkurrenz – ein Wörtchen um die vorderen Plätze mitreden kann. Dafür drücke ich beide Daumen!

"Nach der Hinrunde sah es nicht wirklich gut aus"

Wie hart war es, sich auf Abstiegskampf einzustellen? Wie groß war die Erleichterung, als Du wusstest, dass Ihr es geschafft habt? Wir hatten uns das hier in Rostock natürlich alles etwas anders vorgestellt. Gerade nach der letzten Saison, als Hansa erst am letzten Spieltag durch Schützenhilfe aus Erfurt den Klassenerhalt sicher hatte, wollten wir dafür sorgen, dass es eine ruhigere Saison für die Kogge wird. Aber nach der Hinrunde sah es wirklich nicht gut aus. Dass wir Qualität in der Mannschaft haben, hat dann die starke Rückrunde gezeigt, in der wir 31 Punkte gesammelt haben. Es ist natürlich nicht leicht, sich auf den Abstiegskampf einzustellen. Aber es ist uns gelungen ab Februar Tugenden auf den Platz zu bringen, die du im Abstiegskampf brauchst. Das hat jeder Einzelne angenommen und dadurch haben wir die nötigen Punkte eingefahren. Als wir drei Spieltage vor Schluss mit dem Heimsieg gegen Erfurt den Klassenerhalt klar gemacht haben fiel eine riesengroße Last ab. Man kann das nicht beschreiben, aber es ging auch um Arbeitsplätze, um die Verträge von jedem einzelnen Spieler, es ging sozusagen um den kompletten Verein. Wenn man dann weiss, man hat es geschafft, dann ist da einfach nur pure Freude.

Du hast noch ein Jahr Vertrag in Rostock. Welche Träume willst Du Dir noch erfüllen? Im Sportlichen wie Privaten?
Ich möchte einfach nur gesund bleiben und so lange Fussball spielen, wie es mein Körper zulässt. Ich hatte schon einige schwere Verletzungen, auch zu meiner Braunschweiger Zeit. Darum weiss ich, dass nur die Gesundheit zählt. Natürlich möchte ich irgendwann auch eine Familie gründen und Kinder haben, aber wann das sein wird, das steht zur Zeit noch in den Sternen.

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Kein Finger im Auge: Henn gegen Franck. Foto: Vollmer


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