Euro 2016: In Marseille ist Endstation

von Jonas Dräger


Endstation Marseille.  Fotos: Dräger
Endstation Marseille. Fotos: Dräger | Foto: Dräger



Marseille/Braunschweig. Aus, Ende, Vorbei. Für die deutsche Elf ist die Europameisterschaft beendet. Zum Abschluss bot die Reise allerdings noch ein Highlight für jeden Fußballfan.

Das beste Stadion in Frankreich


Marseille, die französische Hafenstadt, hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Per DFB-Charterflug von Frankfurt begann die Reise am Donnerstag. Nach einer guten Stunde war der Zielort bereits erreicht. Schon aus dem Flieger gab es einiges zu bestaunen. Sonne, Sand, Meer und das Stadion stachen bereits aus der Luft ins Auge.

Viel Zeit zum erkunden der Stadt blieb allerdings nicht. Die Busfahrerin brauchte statt 15 Minuten gute zwei Stunden um den Parkplatz zu finden. Immerhin: Ihre planlose Fahrerei durch Marseille wurde somit zur Stadtrundfahrt. Viele alte Gebäude, eine wunderschöne Promenade und jede Menge deutsche Fans säumten bereits am frühen Nachmittag die Straßen. Kreuzfahrtschiffe, Segelboote, Yachten. Zu Bestaunen gab es einiges.

Doch der Höhepunkt von Marseille ist eindeutig das Stadion. Ähnlich wie das der Braunschweiger Eintracht liegt es relativ zentral in einem Wohngebiet. Nach dem Umbau 2014 passen nun rund 67.000 Zuschauer in das Stade Velodrome, die Heimspielstätte von Olympique Marseille. Ringsherum herrscht Partystimmung. Die Franzosen sind früh in Feierlaune, besonders wenn TV-Kameras in der Nähe sind. Deutsche Fans ziehen sich in die Kneipen zurück und suchen schattige Orte um Bier zu trinken.

Einen erneut ganz schwarzen Tag erwischen die Tickethändler. Obwohl mit Frankreich und Deutschland zwei Nationen mit vielen Fußballfans aufeinandertreffen, sind die Tickets der Kategorien 1+2 kaum an den Mann zu bringen. 295 Euro bzw. 495 Euro zahlt niemand. Eine Stunde vor Spielbeginn gibt es sie für 50-150 Euro. Ein unfassbar günstiger Preis für ein Halbfinale.

Wer ein Ticket hat, bekommt dann auch einiges geboten. Ich habe schon viele Stadien in Europa gesehen, jedoch ist in keinem die Akkustik so gigantisch wie in Marseille. Selbst die Dortmunder Südtribüne kann da nicht mithalten. Beim Führungstreffer der Franzosen bebt der Boden, der Lärm ist ohrenbetäubend. Das will bei einem Länderspiel schon viel heißen. Leider hat die falsche Mannschaft getroffen. Unsere Jungs machen zwar das Spiel, haben viel Ballbesitz, kriegen die Kugel aber nicht im Tor unter. Die Niederlage ist somit hochverdient.

Nach Spielende wird es peinlich. Die Franzosen verabschieden sich mit einem geklauten Jubel. Hohn und Spott ernten sie von den Isländern in den sozialen Netzwerken. Und auch auf der Straße bleibt es unerwartet ruhig. Alle wollen schnell nach Hause. Möglicherweise ist es auch die Angst vor einem Terroranschlag, die die ganz großen Emotionen im Schach hält.

Unsere Reisegruppe wird derweil zum Flughafen eskortiert. Der ist menschenleer. Keine Maschine hebt mehr ab. Nur unser Flieger soll in vier Stunden starten. Zur Sicherheit werden wir von schwerbewaffneten Militärs beobachtet. Spielerfrauen, Offizielle und TV-Journalisten fühlen sich somit sicher. So nutzen einige die Gelegenheit und schlafen auf dem Boden oder einem Stuhl der bereits geschlossenen Restaurants. Um kurz nach fünf landen wir wieder in Frankfurt. Die EM ist vorbei - ohne Titel.


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