Euro 2016: Von Braunschweig (erneut) nach Lille

von Jonas Dräger


Das Trikot der Nationalelf in XXXXXL. Fotos: Dräger
Das Trikot der Nationalelf in XXXXXL. Fotos: Dräger | Foto: Dräger



Braunschweig/Lille. Eigentlich liegt das kleine Städtchen Lille in Frankreich, nur wenige Kilometer von der belgischen Grenze entfernt. Am Sonntag war Lille eine deutsche Kleinstadt.

Heimspiel im Stade Pierre Mauroy


Exakt zwei Wochen ist es her, da spielte die Deutsche Nationalmannschaft ihre erste Partie der Euro 2016 in Lille gegen die Ukraine. Die vielen Blau-Gelben Fahnen fielen schon damals auf, auch wenn man nicht die Eintracht im Herzen trägt.

Ganz anders ist das am Sonntag. Slowaken sucht man schon auf der Anfahrt vergeblich. Stattdessen befindet sich meine Reisegruppe mitten in Belgien in einem deutschen Autokorso. Während der Fahrt schweifen die Gedanken ab. Die ersten vier Spiele der Euro konnten mich nur bedingt begeistern. Land und Leute möchte man kennenlernen, als Fußballfan neue Stadien sehen. Da ist es schon ärgerlich, dass es in der Vorrunde gleich zweimal nach Paris geht. Die Stadt der Liebe hat vermutlich jeder Fußballfan schon bereist und auch als Tourist und Urlauber kommt man an der französischen Metropole kaum vorbei. In Lille war ich hingegen noch nie. Entsprechend groß die Freude beim ersten Besuch.

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Das Stadion in Lille. Foto:



Vor dem zweiten Spiel herrscht dann schon Routine anstatt Vorfreude. Andere Dingen treten in den Vordergrund. Die Parkplatzsuche gestaltet sich schwierig. Der erste, knapp einen Kilometer vom Stadion entfernt, wird von den Mitreisenden abgelehnt. Begründung: Zu weit. Daraufhin beginnt eine Odyssee rund um das Stadion und endet 30 Minuten später vor einem Supermarkt. Dann geht das Gehetze weiter. Der "Voucher" muss gegen ein richtiges Ticket getauscht werden. Das geht überraschend schnell und dauert keine zehn Minuten. Allerdings benötigt ein Mitglied meiner Autobesatzung noch eine Eintrittskarte. Da muss der Schwarzmarkt herhalten. Die Preise sind am Boden - mal wieder.  200 Euro für ein 145 Euro Ticket wollen die Händler rund vier Stunden vor Spielbeginn haben. Minütlich fallen die Preise.

Einige Deutschland-Fans fallen drauf rein, greifen viel zu früh zu. "Hauptsache wir haben eins", lautet das deutsche Sicherheitsmotto. Unsere Reisgruppe hat Glück. Wir treffen einen Vielfahrer, der sein zweites Ticket zum Originalpreis abgibt. Kurz vor Spielbeginn sind dann die Preise endgültig im Keller. Teilweise gehen Karten unter Einkaufswert weg.  Der Grund ist im Stadion schnell erkennbar. Slowakische Fans sind vielleicht 1000 da. Die UEFA hat sich bemüht die Unterränge  zu füllen, um den TV-Kameras volle Ränge zu präsentieren. Im Oberrang gibt es aber gravierende Lücken. Eine Zuschauerzahl wird nicht durchgegeben. Ich schätze, dass gut 5000 Plätze leer geblieben sind.

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Fahnen schwenken mitten im Fanblock. Foto:



Mehr als 30.000 Deutsche haben sich auf die Reise gemacht. In der Innenstadt und im Stadion scheint Deutsch neue Amtssprache zu sein.  Die Stimmung ist - trotz hohem Familien- und Rentneraufkommen -  ordentlich. Die Nationalmannschaft sorgt allerdings auch früh für gute Laune. Zum Ende des Spiels wird eins schnell klar: Von den 30.000 wollen wohl alle direkt nach Hause. Durch den klaren 3:0-Spielstand setzt ab der 80. Minute eine Völkerwanderung ein.

Wir warten brav bis zum Ende, treffen uns danach am Auto. Dementsprechend stehen wir gut 45 Minuten nach Spielende im Stau. Endlich raus nimmt der Fahrer - also ich - die falsche Abfahrt. Der Umweg über die belgischen Dörfer kostet weitere 30 Minuten. Glücklicherweise spielt Belgien zeitgleich. Die Straßen sind menschenleer, wir kommen gut voran und sind nachts um drei zurück in Braunschweig. Für mich endet die Euro erstmal. Für das Viertelfinale nehme ich eine Auszeit, muss mich um andere Dinge kümmern. Das Halbfinale in Marseille ist hingegen schon gebucht! Ich rechne also mit einem Sieg gegen Italien.


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