Fanprojekt bezieht Stellung zu „Skandal-Banner“

von Martin Wogan


Ein Banner erhitzt die Gemüter. Foto: Koppelmann/FanPresse.de
Ein Banner erhitzt die Gemüter. Foto: Koppelmann/FanPresse.de | Foto: Koppelmann/FanPresse.de



Braunschweig. Am Montag sorgte ein Banner, das nach dem Sieg gegen Karlsruhe von der Mannschaft in die Luft gehalten wurde für Irritationen. Am Montag reagierte das Fan Projekt der Eintracht Braunschweigmit einer Stellungnahme.

Stellungnahme des Fanprojekts Braunschweig zum Relegationsspiel in Wolfsburg


Nach dem Heimspiel gegen Karlsruhe wurde der Mannschaft ein Banner in die Hand gedrückt auf dem zu lesen war:

BLAU GELBE INVASION - AUCH OHNE KARTE NACH WOLFSBURG
Inzwischen wird dieses Banner, mehr oder weniger direkt, als Aufruf zur Gewalt skandalisiert.Die Intention der Fanszene war und ist es allerdings, die Begeisterung zu schüren und uneingeschränkt positiv gemeint.Man kann und darf in einem freien Land nicht erwarten, dass sich die Menschen zu allererst Gedanken über Sicherheit machen und sich im vorauseilenden Gehorsam selbst einschränken.

Das Banner war nach dem Spiel fast ausschließlich von Zuschauern zu sehen, die ohnehin Karten für Wolfsburg haben werden, nämlich der aktiven Fanszene und wurde erst durch zahlreiche mediale Veröffentlichungen publik, die es nun wie so oft undifferenziert und ausschließlich negativ bewerten.

Wir sind der Meinung, dass alles was Freude, Begeisterung und Identität Ausdruck verleiht, zunächst einmal positiv zu bewerten ist.Wir wünschen uns nach wie vor von allen Beteiligten rund um den Fußball, nicht nur den Medien, mehr Sachlichkeit und differenzierte Betrachtungsweise sowie mehr Gelassenheit und Aufrichtigkeit, in dem hochemotionalen, komplexen Bereich der Fußballkultur.

Aus unserer Sicht sind die eigentlichen Herausforderungen die vollkommen unangemessene Skandalisierung im Nachgang und die mehr als unglückliche Spieltagansetzung an sich, an Himmelfahrt. Zahlreiche Bollerwagenbesatzungen aus den unterschiedlichen Lagern können sich begegnen und üblicherweise sind an diesem Tage sowieso viele Menschen auf den Beinen, meist unter erheblichem Alkoholeinfluss.Es wären erheblich günstigere Voraussetzungen möglich gewesen.

In Zusammenarbeit mit mehreren Bundesligisten wurden in experimentellen Studien über 4.000 Fans befragt, unter anderen auch die von Eintracht Braunschweig, Borussia Dortmund und Fortuna Köln. In aufwendigen Experimenten haben Professor Dr. Sebastian Uhrich und Johannes Berendt von der Deutschen Sporthochschule Köln, verschiedene Kommunikationsstrategien untersucht, die aggressives Verhalten von Fußballfans reduzieren sollen. Dabei sind sie zu überraschenden und spannenden Ergebnissen gekommen.

Der Ansatz, Rivalität herunterzuspielen, ist die schlechteste Wahl – dieser macht Fans sogar noch aggressiver, als gar nichts zu sagen. Probanden die ein beschwichtigendes Statement gelesen hatten, wiesen signifikant höhere aggressive Verhaltenstendenzen auf, als Probanden in einer Kontrollgruppe die gar kein Statement des Klubs gelesen hatten. Die Medien und die Klubs machen in der Praxis folglich mitunter genau das Falsche. Durch das Herunterspielen lösen sie bei ihren Anhängern sogenannte psychologische Reaktanz aus – Widerstand gegen einen wahrgenommenen Beeinflussungsdruck. Da aber Rivalität ein wichtiger Teil der Fan-Identität ist, reagierten Fans verärgert wenn das nicht gewürdigt wird.

Wir wünschen uns, dass alle die nach Wolfsburg fahren, sich uneingeschränkt positivem Support der Mannschaft verschreiben und diese leidenschaftlich unterstützen.Auch bei einer Niederlage kann man die Mannschaft und das Trainerteam feiern, sie haben es mehr als verdient. Wir haben eine herausragende Saison gegen zwei übermächtige Gegner auf Augenhöhe gespielt und treffen jetzt auf einen noch mächtigeren.

Genau genommen haben wir damit schon gewonnen, ganz egal wie dieses Spiel ausgeht. Lasst uns einen Feiertag aus diesem Spieltag machen!Das macht uns zu den besten Fans der Welt, remember Hoffenheim!

WIR SIND EINTRACHT.

Euer Fanprojekt


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