Hans-Peter Oppermann: Eine Legende des Handballsports

von Rayk Maschauer


Hans-Peter Oppermann hat im Handballsport nahezu alles gesehen. Foto: Rayk Maschauer
Hans-Peter Oppermann hat im Handballsport nahezu alles gesehen. Foto: Rayk Maschauer



Braunschweig. Hans-Peter Oppermann hat im Handball nahezu alles erlebt, was es zu erleben gilt. Jahrelang war er als Vize-Präsident des Deutschen Handball-Bundes tätig und trainierte diverse Mannschaften auf regionaler und nationaler Ebene. Wir haben uns mit dem sympathischen 75-Jährigen unterhalten.

Ein Leben für den Sport


„Es war sicher ein Leben für den Sport, das kann man so sagen", resümiert Hans-Peter Oppermann seine über 60 Jahre lange Tätigkeit im Handball-und Schulsport. Der mittlerweile 75-Jährige zählt zu den prägendsten Figuren im regionalen, aber auch nationalen Handball. Im Jahr 1949 begann Oppermanns Handballkarriere mit dem Eintritt beim TSV Rüningen. Nachdem er erst nach einiger Zeit seine wahre Passion im Tor entdeckte, ging es für Oppermann nach Nominierungen für die Niedersachsenauswahl und die Norddeutsche Auswahl schließlich im Jahr 1964 zum amtierenden Deutschen Meister VfL Wolfsburg. “Damals wurde übrigens noch auf dem Sportplatz 'Feldhandball' gespielt“. Dort reifte er zu einem gestandenen Bundesligakeeper, doch der Sprung in die Nationalmannschaft blieb ihm verwehrt. Da seine Eltern früh verstarben, war er als ältester Sohn schon mit 20 Jahren für seine jüngeren Brüder verantwortlich.

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Oppermann im Einsatz beim Feldhandball. Foto:



"Leider musste ich Lehrgänge beim DHB absagen, weil ich in den Semesterferien Geld verdienen musste“, blickt Oppermann zurück. Doch auch nach seiner aktiven Karriere blieb er dem Handball treu. Parallel zu seiner Tätigkeit als Schulleiter an der Orientierungsstufe Braunschweig-Stöckheim engagierte er sich in unterschiedlichen Funktionen im regionalen Handball. Neben Trainertätigkeiten, u.a. bei Eintracht Hildesheim, war Oppermann über 30 Jahre Mitglied des Lehrstabes im Handball Verband Niedersachsen. Als Verbandslehrwart trainierte er Niedersachsens Auswahlmannschaften und bildete Trainer und Übungsleiter aus. Ab 1990 übernahm er dann zwölf Jahre lang die Rolle des Vizepräsidenten im Deutschen Handball- Bund und weitete sein Aufgabengebiet so auch auf den nationalen Sport aus. Als Delegationsleiter betreute er dabei die Junioren-Nationalmannschaften bei Europa- und Weltmeisterschaften rund um den Globus, ehe er im Jahr 2005 nach über 50 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeiten seine Ämter niederlegte.

"Vater des Beachhandballs"


Bedingt durch seine berufliche Tätigkeit als Schulleiter hatten für Oppermann die pädagogischen Aspekte des Sports schon immer eine große Bedeutung. Während seiner Zeit beim DHB war er zudem für die Entwicklung des Handballs, sowie für die Aus- und Weiterbildung im Lehrwesen des DHBs zuständig. Daher war es für ihn ein großes Anliegen Möglichkeiten zu entwickeln, wie man Kinder an den Sport heranführen kann, ohne direkt den Druck des Wettkampfgedankens aufzubauen. Bereits im Jahr 1989 entwickelte Oppermann so das Konzept "Minihandball", um Kindern den Einstieg in das Handball-Spiel zu erleichtern.“Handball muss mehr sein als nur Spielen auf Tore und Erringen von Punkten. Gerade das Mannschaftsspiel eröffnet Möglichkeiten Kinder und Jugendliche in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen“. Für ihn eine in der heutigen Zeit besonders wichtige Zielsetzung. Daher auch die Notwendigkeit der Kooperation von Schule und Sportverein, denn beide sollten Menschen zum lebensbegleitenden Sporttreiben motivieren.

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Nicht immer einer Meinung: Heiner Brand und Hans-Peter Oppermann. Foto: privat



Doch Oppermann erfuhr nicht nur Zustimmung innerhalb des DHB. So musste er sich bei der Entwicklung seiner zweiten Handball-Variante "Beachhandball" von anderen Funkitonären auch ein wenig Spott anhören: "Das war ein richtiger Kampf gegen die etablierten Leistungssportvertreter. 'Jetzt fängt er auch noch mit Handball im Sand an.'“ Der damalige Bundestrainer Heiner Brand war sogar der Meinung, dass diese Sommervariante absolut keine Zukunft hätte. „Und als ich erwähnte, dass wir auch Deutsche Meisterschaften spielen und Nationalmannschaften zu Europa-und Weltmeisterschaften schicken werden, da hat er mich für verrückt erklärt." Letztlich behielt Oppermann Recht. Der „Vater des Beachhandballs“ -wie er gerne bezeichnet wird- baute eine Nationalmannschaft auf und trainierte sie einige Zeit. Seit 2000 werden mittlerweile Europameisterschaften ausgetragen, seit 2004 sogar Weltmeisterschaften und für die Olympischen Spiele 2020 ist Beachhandball ebenfalls als Sportart vorgesehen. Für 0ppermann eine Bestätigung seiner Pioniersarbeit.


Sportmedaille der Stadt Braunschweig


Im Jahr 2013 wurde Hans-Peter Oppermann schließlich von der Stadt Braunschweig für seine jahrzehntelange Arbeit für den Sport mit der Sportmedaille ausgezeichnet. Neben seinen Tätigkeiten auf nationaler Ebene, engagierte er sich auch innerhalb Braunschweigs für den Vereins- und Schulsport. So war er zwanzig Jahre Schulsportberater der Stadt im Sportausschuss, bildete zudem Sportlehrkräfte an der TU Braunschweig aus und leitete Fortbildungslehrgänge für Lehrkräfe, u.a. zum Schulprojekt „Bewegte Schule“ des Kultusministeriums, zu dem die OS Stöckheim Modellschule war. Zusätzlich veröffentlichte er Lehrbücher zum Thema Handball und zu Trainerausbildung, wobei er feststellte: „So viel Zeit zum Schreiben hatte ich eigentlich gar nicht, so oft wie ich in der Halle gestanden hab. Da musste manche Nahtschicht eingelegt werden.“

Abteilungsgründung im SV Stöckheim


Nach der Pensionierung sollte es etwas ruhiger zugehen. Doch mit dem Bau einer Doppelturnhalle an seiner ehemaligen Schule ergab sich ein neues Betätigungsfeld im SV Stöckheim. Nach nunmehr acht Jahren Aufbauarbeit mit vielen wöchentlichen Trainingsstunden, da weitere Übungsleiter zunächst fehlten, spielen heute mehr als 100 Kinder und Jugendliche im Verein Handball. Grundlage dieser Entwicklung ist die enge Zusammenarbeit mit Grundschulen. Tabellenplätze und Spieler in Auswahlmannschaften sprechen für sich und lassen eine weitere erfolgreiche Entwicklung erahnen. Wie gesagt: Ein Leben für den Sport.


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