Herausforderung Amateurverein: HSC Leu im Dialog mit dem NFV

von Frank Vollmer


Beim Vereinsdialog auf der Sportanlage des HSC 06 Leu Braunschweig von links Bernd Dierßen (stellvertretender NFV-Direktor), Michaela Huckfeldt (Leu-Schriftführerin), Jutta Jacobs (Leu-Schatzmeisterin), Thomas Klöppelt (NFV-Kreisvorsitzender), Volker Jekel (Fachbereich Grünflächen und Sport, Stadt Braunschweig), Mathias Fuchs (Leu-Jugendleitung), Dirk Kiwitt (Leu-Koordinator), Dr. Helmut Blöcker (Leu-Vorsitzender) Egon Trepke (NFV-Vizepräsident), Christoph Beismann (NFV-Mitarbeiter). Foto: NFV
Beim Vereinsdialog auf der Sportanlage des HSC 06 Leu Braunschweig von links Bernd Dierßen (stellvertretender NFV-Direktor), Michaela Huckfeldt (Leu-Schriftführerin), Jutta Jacobs (Leu-Schatzmeisterin), Thomas Klöppelt (NFV-Kreisvorsitzender), Volker Jekel (Fachbereich Grünflächen und Sport, Stadt Braunschweig), Mathias Fuchs (Leu-Jugendleitung), Dirk Kiwitt (Leu-Koordinator), Dr. Helmut Blöcker (Leu-Vorsitzender) Egon Trepke (NFV-Vizepräsident), Christoph Beismann (NFV-Mitarbeiter). Foto: NFV



Braunschweig. Hohen Besuch erhielt unlängst der Heidberger Sport Club Leu 06 (HSC Leu) in Person des NFV-Vizepräsidenten Egon Trepke, dem Stellvertretenden NFV-Direktor Bernd Dierßen und dem Kreisvorsitzender Thomas Klöppelt. Bei dem Dialog zwischen Verein und Verband ging es in erster Linie um die Nachhaltigkeit des Amteurvereins vom Heidbergsee.

Die Probleme einesAmateurklubs


"Kämpfen wie ein Löwe" - beim HSC Leu 06 Braunschweig ist der Name Programm. Das mag zwar auch ein wenig poetisch klingen, trifft im Kern aber genau die Herausforderung der täglichen Vereinsarbeit bei den Blau-Weißen. Schließlich heißt"Leu" tatsächlich "Löwe".

Mit seinen 300 Mitgliedern - darunter 120 Jugendliche - kämpftder reine Fußballverein aus dem Süden Braunschweigs nicht um sein Überleben. Sorgen macht man sich auf der Bezirkssportanlage aber trotzdem. Dem klammen Verein fehlen qualifizierte Übungsleiter. Die gehen lieber dahin, wo sie bezahlt werden. Darum ist großesehrenamtliches Engagement bei Leu gefragt - und nicht nur dort. Die Problematik ist seit Jahren bekannt. Sie führt in erster Linie zu einem merkbaren Qualitätsverlust beim Nachwuchs.

Von der Hand in den Mund


Davon machten sichNFV-Vizepräsidenten Egon Trepke, dem Stellvertretenden NFV-Direktor Bernd Dierßen und dem Kreisvorsitzender Thomas Klöppelt unlängst ein eigenes Bild. Vor Ort erhielten die Gäste zunächst ein tolles Gastgeschenk:Eine schwarz-weiße Postkarte, auf der mit Portraits erfolgreicher Leu-Fußballer an bessere Zeiten erinnert wird. Der HSC Leuwurde 1961 sowie 1969 Niedersächsischer Fußball-Amateurmeister. Von 1969 bis 1973 kickte man in der Regionalliga, der damalszweithöchsten deutsche Spielklasse. Großartige Fußballer, wie der spätere Deutsche Meister Jürgen Moll entsprangen den Heidbergern.

Heute lebt man bei Leu sprichwörtlich von der Hand in Mund: „Wir können unseren Spielbetrieb langfristig nur auf gutem Niveau sichern, wenn wir noch mehr Sponsoren finden, die unseren Verein unterstützen und sich mit unserer Arbeit identifizieren“, betonte der Vereinsvorsitzende Dr. Helmut Blöcker, der auch Bürgermeister der Stadt Braunschweig ist. Blöcker gilt als Realistund weiß, wie schwierig das sein kann. Sein Verein liegt in einem Braunschweiger Stadtteil mit meist älteren und oft finanzschwachen Bewohnern, sowie mit nur wenigen Unternehmen die überhaupt in der Lage wären, eine Sponsoring-Partnerschaft zu stemmen.

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Besonderes Geschenk für die Verbandsvertreter: Eine handsignierte Autogrammkarte der alten Leu-Helden. Foto: Blöcker


Sozialer Brennpunkt vs. Engagement


Dies schlägt sich direkt auf die Nachwuchsarbeit nieder. Keiner der Ehrenamtlichen im Verein kann mit angemessenen Vergütungen seines Engagements rechnen.Das erleichtert die Nachwuchsarbeit natürlich nicht. Spitzentalente schließen sich oft solventeren Großvereinen an. Und ausgebildete Trainer sind meist nicht zum Nulltarif zu gewinnen.

Dass der HSC Leu 06 ein vorbildlicher Verein ist, belegt ein weiterer Blick in die (nahe) Vergangenheit: 2009 war der Verein Integrationstützpunkt. Leu-Trainer leiten in der Grundschule Heidberg seit vielen Jahren die Fußball-AGs. Jedes Jahr wird zudem ein Kita- und Grundschul-Cup ausgerichtet. 2012 startete der Verein eine bundesweite Respektinitiative in Form einer Graswurzel-Aktion. Dafür wurde Leu vom LandesSportBund als „Sportverein mit Courage“ ausgezeichnet. 2016 gewann der Klub in einer bundesweiten Ausschreibung eines Unternehmens einen Geldpreis und einen Ein-Tagesbesuch des 82-fachen Nationalspielers Arne Friedrich (wir berichteten). Die NFV-Aktion „Anpfiff fürs Lesen“ wird im Klub ebenfalls großgeschrieben (wir berichteten).


Eine Sportanlage, die ihresgleichen sucht


Die Bezirkssportanlage unweit des Heidbergsees ist eine wahre Perle im Braunschweiger Sport. Die städtische Anlage besteht ausviereinhalb Rasenplätzen, die auf einer großzügigen Fläche verteilt sind. Drei der Rasenplätze sind sogar mit Flutlicht ausgestattet. Damit gehört die Sportanlage mit zum Feinsten, was es in Braunschweig zu finden gibt.

Eigentlich ein Grund mehr für den Nachwuchs, auch in Zukunft bei und für Leu zu kämpfen. Nur sokönnte der Verein auf Dauer sein Niveau halten. An engagierten und hochmotivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Vorstand fehlt es jedenfalls nicht. Dies demonstrierte der Verein auch beim Dialog mit dem Verband. Zu wenige qualifizierte Trainer seien das Problem.

NFV-Vizepräsident Egon Trepke pflichtete dem bei: „Die Trainerausbildung ist sehr wichtig, denn im Nachwuchsbereich brauchen wir eine höhere Qualifikation.“ Der NFV-Kreisvorsitzende Thomas Klöppelt wies in diesem Zusammenhang auf die Kurzschulungen hin, die Vereine kostenfrei nutzen könnten. Zum Thema „Fair-Play-Liga“ hat der HSC Leu ein eher gespaltenes Verhältnis. „Die Idee ist gut, die Umsetzung eine Katastrophe“, erklärte Jugendleiter Mathias Fuchsund kritisierte vor allem das Verhalten einiger Eltern am Spielfeldrand.

Viele Themen um den Amateursport


Beim HSC Leu spielen auch viele Flüchtlinge Fußball. Die lange Passbearbeitung war deswegen ebenso ein Thema im Dialog mit den Verbandsvertretern.Es lägen in der Passabteilung des Niedersächsischen Fußballverbandes so viele Anträge vor, die nicht in wenigen Tagen zu bearbeiten sind, so die Erklärung. Jeder Antrag müssezum DFB geschickt werden, der dann beim jeweiligen Herkunftsland eine Anfrage stellen müsse. Wenn sich das jeweilige Land nach einer Frist von 30 Tagen nicht melde, erhalte der Flüchtling die Freigabe. Dieser bürokratische Aufwand seilaut NFV unverzichtbar.

Die Festspielregelung halten die Verantwortlichen des Vereins dagegen für nicht mehr zeitgemäß. Auch dieses Thema wurde angesprochen. Darüberhinaus steht man seitens des Vereins dem Futsal kritisch gegenüber: Er sei ein eigener Sport, der für den Fußball keine Vorteile bringe.Dass A-Juniorenfußballer des älteren Jahrgangs auch in Herrenteams eingesetzt werden dürfen, muss laut Dr. Blöcker darüber hinaus unbedingt beibehalten werden. Die erste Mannschaft spiele so seit vielen Jahren stabil in der Bezirksliga.


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