Icefighters: Eiszeiten-Dilemma und Grizzlys-Kooperation

von Jens Bartels


regionalSport.de traf Radek Vit, den Trainer der Icefighters Salzgitter. Foto: Jens Bartels
regionalSport.de traf Radek Vit, den Trainer der Icefighters Salzgitter. Foto: Jens Bartels | Foto: Jens Bartels



Salzgitter. Die Eishockey-Saison ist zu Ende. Die TAG Salzgitter Icefighters unterlagen im Halbfinale dem Hamburger SV. regionalSport.de sprach mit Trainer Radek Vit über den neuen Kader, über Pläne und Wünsche und über die neue Kooperation mit den Grizzlys Wolfsburg.

Drei Neuverpflichtungen stehen fest – weitere drei sind noch offen


Mit dem Meistertitel in der Regionalliga hat es erneut nicht geklappt. Nach drei Partienauf Augenhöhe mussten sich die Icefighters im Halbfinale den Hamburgern geschlagen geben. "Es war eine schwierige Saison, am Ende hatten wir auch viel Verletzungspech. Hinzu kommt, dass die Jungs arbeiten müssen und die lange Anreise macht das natürlich nicht einfacher", fasste Vit die Hauptproblematik zusammen und blickt positiv nach vorne: "So langsam wird es Zeit mit der Meisterschaft, wir hätten es von der Leistung her verdient!"

Für dieses Ziel gibt es in Salzgitter auch personelle Veränderungen, wobei "das Team zu 80 bis 90 Prozent zusammen bleibt. Die Kaderstärke wird sich nicht so sehr verändern. Voraussichtlich starten wir mit 24 Spielern in die kommende Saison." Definitiv weggehen wird Michal Babkovic, da er sich ein Team suchen möchte, in dem er hauptberuflich Eishockey spielen kann. Damit wird eine Kontingentstelle frei, ob diese wieder durch einen Ausländer besetzt wird ist derzeit noch offen.

Bisher stehen drei Neuverpflichtungen fest. Von dem DNL 2-Team der Grizzlys Wolfsburg kommen Artur Bippus und Leon Geffers,außerdem wurde Steven Heckmann verpflichtet, der zuletzt in Braunlage spielte, jedoch eine Saison ausgesetzt hat. Noch offen sind die Verhandlungen mit Max Bauer und Jeff Keller von dem Oberligisten Wedemark Scorpions, weiterhin besteht Interesse an Michael Kopke von den Celler Oilers. Der Stammkader der Icefighters hat zum Großteil die neuen Arbeitsverträge bereits unterschrieben.

Nach nun knapp zwei Monaten Pause beginnt das Training wieder. "Am Dienstag haben wir uns getroffen, da waren auch schon die neuen Leute dabei, damit man sich mal kennenlernt", freute sich der 42-Jährige dass es wieder langsam losgeht. "Da das Eis in der Halle am Salzgittersee abgetaut ist, machen wir Fitnesstraining und spielen auch auf Inlinern draußen oder in der Halle der BBS. Richtig losgehen wird es ab dem 20. Juni – dann beginnt das Sommertraining. Im August gehen wir dann voraussichtlich erstmal in Braunlage wieder auf das Eis."

<a href= Trotz spielerisch guter Leistung unterlagen die Icefighters im Halbfinale gegen Hamburg. ">
Trotz spielerisch guter Leistung unterlagen die Icefighters im Halbfinale gegen Hamburg. Foto: Jens Bartels


Neuer Sponsor und Ausrüstervertrag –es fehlt an Eiszeiten


Nicht nur neue Spieler, auch ein neuer Sponsor konnte gewonnen werden. "Außerdem haben manche Sponsoren ihr Engagement ein wenig erhöht.", freut sich der Coach. Es gibt noch eine weitere gute Neuigkeit:Normalerweise unüblich auf diesem Niveau, schlossen die Icefighters einen Ausrüstervertrag mit einem Sportartikelhersteller, der den Bekanntheitsgrad seiner Produkte steigern möchte. "Das ist eine Anerkennung für unsere Leistung!", kommentierte der gebürtige Tscheche den Deal.

Das Thema Finanzen ist das große Problem im Eishockey und der Hauptgrund, weshalb auch ein Meister der Regionalliga nicht in die Oberliga aufsteigt. "Für die Oberliga brauchst du 350.000 Euro - Minimum. Davon haben wir ein Siebtel! Wenn dudort im Mittelfeld spielen willst, sollten es schon 600.000 sein.Der Oberligameister Tilburg geht mit 1.200.000 Millionen an den Start!", klärte Vit über die finanziellen Dissonanzen zwischen und innerhalb der Ligen auf – sportlich sieht es jedoch etwas anders aus: "Sportlich könnten wir zumindest mit den letzten vier Teams der Oberliga mithalten."

Von den Finanzen abgesehen fehlt es an Eiszeiten: "Unsere erste Mannschaft kann nur zweimal in der Woche trainieren, andere Regionalligisten trainieren dreimal die Woche. Wir haben Gespräche mit der Stadt, die in den letzten beiden Jahren auf uns zugekommen ist und uns etwas mehr unterstützt – das reicht aber nicht um unsere Ziele umzusetzen." Damit spielt der ehemalige DEL-Spieler auchauf die Entwicklung im Nachwuchsbereich an: "Unsere Pläne für die Trainingszeiten sind fünf Jahre alt. Damals gab es zwei Mannschaften insgesamt, mittlerweile haben wir alleine fünf Nachwuchsmannschaften! Wenn wir die Kinder aufgrund der knappen Zeiten beispielsweise um 20 Uhr trainieren lassen, dann werden wir nicht mehr unterstützt. Ohne Eiszeiten können wir den Nachwuchs nicht fördern."

Vit wünscht sich seitens der Stadt noch mehr Unterstützung: "Wir sind der größte Verein der Stadt und auch ein Vertreter dieser Stadt. Wir müssen eigentlich immer wieder miteinander sprechen und auf aktuelle Entwicklungen eingehen. Wir wollen ja nicht nur nehmen, wir möchten ja auch geben und schauen wo die Stadt eventuell auch Eiszeiten vermieten kann, damit Geld in die Kassen fließt, aber grundsätzlich geht es darum, dass wir mehr Eiszeiten brauchen. Ich bin gespannt auf die weiteren Gespräche."

<a href= Vit verspricht sich viel von der Kooperation mit den Grizzlys Wolfsburg, hier im Finale gegen München. ">
Vit verspricht sich viel von der Kooperation mit den Grizzlys Wolfsburg, hier im Finale gegen München. Foto:


Kooperation mit den Grizzlys Wolfsburg


Fortschritte verspricht sich derehemalige Center von Kooperationen: "Wir haben einen Kooperationsvertrag mit den Grizzlys Wolfsburg unterschrieben. Das ist eine gute Sache. Ich hoffe, dass uns das, mit Unterstützung von deren Sponsor, weiterbringen kann. Wir stehen nicht in Konkurrenz zueinander, sondern wünschen uns eine Partnerschaft von der beide Teams profitieren können. Die spielen in der DEL und sind besser aufgestellt und wir können für den Nachwuchs sorgen."

Überhaupt freut sich Vit über die regionale Bedeutung des DEL-Vizemeisters: "Die Grizzlys sind gut für die Region, sie sind ein Aushängeschild. Ich hätte Pavel den Meistertitel gegönnt, er leistet hervorragende Arbeit! Leute die zu uns gehen, schauen sich auch die DEL-Spiele an und umgekehrt. Das macht den Sport interessant und sorgt für Gesprächsstoff. Für Kinder die mehr wollen, bieten die Grizzlys die Möglichkeit sich Spiele auf Top-Niveau anzuschauen und vielleicht auch irgendwann selbst den Sprung zu den Profis zu schaffen."

Auch innerhalb der Regionalliga möchte man gemeinsam für einen attraktiveren Sport und mehr Popularität sorgen. Beispielsweise soll ein gemeinsames Logo entworfen und auch an einer Aufstockung der Liga gearbeitet werden, um diese sportlich interessanter zu gestalten. Dabei sei es wichtig gemeinsam an einem Strang zu ziehen und die gemeinsamen Ziele nicht durch ein Wettrüsten zu zerstören.

Insgesamt sieht der Icefighters-Trainer den Stellenwert des Eishockeys in Deutschland etwas am Wachsen. "Die DEL ist eine gute Liga, aber sehr wichtig ist auch die Nationalmannschaft, die mehrere Erfolge feiern konnte – auch durch die NHL-Spieler. Insgesamt müssten jedoch die Strukturen, sowie die Vermarktung durch Ligen und Verbände verbessert werden. Ich betone auch nochmals, dass die Unterstützung durch die Städte deutlich besser werden muss. Du kannst den Nachwuchs fördern wie du willst, wenn du aber keine Eiszeiten hast, dann funktioniert es nicht!"

Die Regionalliga startet mit voraussichtlich acht Mannschaften im September in die neue Saison.


mehr News aus der Region


Weitere spannende Artikel