Karate - Murmeln 18: Auswärts nur mit Urlaub


Von Karate bis Murmeln – wir haben alles im Programm! Foto: privat
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Als am Dienstag um die Mittagszeit die Ansetzungen der nächsten Auswärtsspiele der Braunschweiger Eintracht bekannt wurden, hielt sich die Begeisterung darüber in Fankreisen doch sehr zurück. Im Gegenteil fühlten sich viele Fans, vorsichtig ausgedrückt, verarscht. Denn die kommenden drei Partien auf fremden Geläuf wird die Eintracht freitags austragen  - in Fürth (einfache Strecke 450 Kilometer), Berlin-Köpenick (250 km) und Heidenheim (500 km). Das Löwenduell bei 1860 München (600 km) findet an einem Sonntag statt.

Entsprechend reagieren die treuen Anhänger auf die Terminierungen. "Soll ich mir denn ständig Urlaub nehmen, weil Eintracht nicht an seine Fans denkt?", fragt ein User auf Facebook. Ein anderer wird deutlicher: "So ein Drecks-Spielplan. Langsam denke ich, dass die Belange der Fans dem Verein scheißegal sind." Generell wird eine Stellungnahme der Eintracht vermisst, wie ein derart fanunfreundlicher Spielplan zustande kommen kann und warum sich Eintracht nicht für seine Anhänger einsetzt.

Auf diese Stellungnahme der Vereinsführung warten die Fans allerdings vergeblich. Lediglich Trainer Torsten Lieberknecht äußerte sich bisher zu den Ansetzungen, und das eher positiv: "Ich dachte erst, das ist ein Druckfehler. Für uns ist das ein Novum. Wir spielen gerne freitagabends. Das hätten wir gerne mal zu Beginn der Saison gehabt." Der langjährige Löwenbändiger sieht sportliche Gründe, die Pläne zu begrüßen. Aber: "Für die Fans ist es natürlich schwer, diese Auswärtsspiele zu besuchen."

Okay, der Coach hat das Problem also erkannt. Und der Rest im Verein? Voigt? Arnold? Bisher ist nichts zu hören. Dabei dürfte diese Saison wirklich als Novum gelten, denn wenn der Spielplan so bleibt, hat Eintracht in dieser Saison gerade zwei Mal samstags gespielt, an dem Tag also, den die supportenden Fans sich mehrheitlich wünschen. Lediglich am zweiten Spieltag zuhause gegen Leipzig und jüngst in Karlsruhe trat Eintracht am Sonnabend an. Die bisherige Auswärtsspielbilanz, bereinigt um die englischen Wochen: Vier Auftritte am Freitagabend, einer samstags, drei am Sonntag, zwei Mal montags (in Düsseldorf und Nürnberg). Ja, der Eindruck der Fans, dass ihre Interessen von Eintracht kein Stück bedacht werden, ist wohl richtig.

Eintracht Braunschweig wird sich nicht damit rausreden können, dass man den Spielplan so nehmen müsse, wie er kommt. Denn bevor die DFL ihn beschließt, haben die Vereine gleich zwei Mitsprachemöglichkeiten: Im Vorfeld nennen sie ihre Wunschtermine, und vor der Veröffentlichung besteht noch die Chance zur Kritik. Es ist offensichtlich, dass Eintracht seine Fans bei den Ansetzungen schlicht egal waren. Oder will man sogar verhindern, dass zu viele auswärts mitfahren? Wir erinnern uns noch an die Bilder des Zugs aus Bielefeld, der von Eintracht-Anhängern sinnlos auseinandergenommen und wie ein Schweinestall hinterlassen wurde. 80.000 Euro Schaden sind damals entstanden.

Sollte Eintracht wirklich so denken, dann wäre es allerdings angebracht, das auch zu kommunizieren. Gleichwohl würde es die Ansetzungen nicht rechtfertigen. Denn damit bestraft man - mal wieder - alle. Und auch das muss Eintracht kapieren: Die Stimmung an der Fanbasis ist nicht mehr sonderlich gut. Spätestens seit der enttäuschend verlaufenden Transferperiode im Winter sind die Fans unruhig, unzufrieden. Da braucht der Klub ganz sicher keine weiteren Baustellen. Also, Eintracht, beweg' Dich und rede mit den Fans und verhandle neu mit der DFL. Oder überzeuge die Chefs der Fans, Sonderurlaub auszuschütten. Aber versteck' Dich nicht hinter einer angeblichen Ohnmacht gegenüber der allmächtigen DFL. Das kauft Dir niemand ab.

Till

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Dies ist eine Kolumne von Till Oliver Becker. Die Meinung des Autors entspricht nicht zwingend der Meinung unserer Redaktion

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