Mikrochip-Implantat gegen Doping? Das sagen unsere Sportler!

von Frank Vollmer


Ein Mikrochip für Sportler? Das sagen regionale Größen zu dieser Idee. Fotos: Agentur Hübner/Reinelt/Vollmer



Region. Ein Vorschlagder "Vereinigung der Olympiateilnehmer weltweit" sorgt seit dieser Woche für Gesprächsstoff. Geschäftsführer Mike Miller wünscht sich die Einführung eines Mikrochips, der unter der Haut der Sportler implantiert wird, um die Einnahme von Dopingmitteln zu entdecken. Wir haben bei regionalen Sportgrößen einmal nachgefragt, was die denn von dieser absurden Idee halten.

"Das ist Science Fiction"


"Um unsere Athleten zu stoppen, sich zu dopen, müssen wir sie chippen", forderte Miller in dieser Woche im englischen Guardian und erntete dafürheftige Kritik aus allen Teilen des Weltsports. Dabei verglich der Geschäftsführer der "World Olympians Association" die Sportler gar mit Haustieren: "Ähnlich wie bei Hunden müssen wir die Athleten mit Chips ausstatten im Kampf gegen den Betrug im Sport. Den Hunden macht das anscheinend ja auch nichts aus."

Für Martin Schmidt geht diese Idee schon sehr in Richtung Science Fiction: "Das ist wie in Minority Report", entgegnet der Cheftrainer des VfL Wolfsburg. Für den 50-Jährigen würde ein solcher Chip als "krasser Eingriff" in die Privatsphäre gelten: "Hinter jedem Spitzensportler steckt auch ein Mensch. Da geht es um menschliche Dinge.Wer geht nicht mal gerne weg? Wer hat nicht mal drei Monate Urlaub und macht vielleicht mal was, was man nicht machen sollte?" So etwas sei dann dokumentierbar und wüsste man doch nicht, was ein derartiger Chip noch alles aufzeichne. "Ich finde das alles sehr gefährlich und weiß nicht, ob das vom Datenschutz her überhaupt möglich wäre", so der Schweizer.

<a href= "Das ist Science Fiction wie in Minority Report", so VfL-Coach Martin Schmidt. ">
"Das ist Science Fiction wie in Minority Report", so VfL-Coach Martin Schmidt. Foto: Agentur Hübner



Auch regionale Spitzensportler reagieren mit großer Ablehnung aufeine derartige Idee.„Ich denke, dass der internationale Sport erst einmal seine Hausaufgaben machen muss. Es gibt Regeln, die weltweit nicht konsequent umgesetzt werden. Bevor das nicht passiert lasse ich mir ganz sicher keinen Chip einpflanzen“, empört sich Leichtathlet Sven Knipphals.Und derOlympia-Teilnehmer kritisiert auchin Richtung Internationales Olympisches Comitee (IOC):„Wenn jemand sehen darf, was in meinem Blut passiert, dann will ich auch sehen, was auf dem Konto vom IOC passiert.“

"Es ist gut, dass sich Gedanken gemacht werden, wie man gegen das System des Dopings undDopingsünder vorgehen kann. Aber dem Ergebnis dieser Überlegungen, in diesem Fall, stehe ich sehr skeptisch gegenüber", sagt Schwergewichts-Judoka André Breitbarth. "Einen Mikrochip zu implantieren überschreitet dann doch eine Grenze. Es gibt andere, offensichtlichere Bereiche, an denen Veränderungen vorgenommen werden müssten. Beispielsweise Korruption."

Nicht nur Sven Knipphals zeigte sich empört


"Grenze, die man nicht überschreiten darf"


„Grundsätzlich denke ich, dass es die Arbeit der Kontrolleure erleichtern kann", lenkt Grizzlys Angreifer Sebastian Furchner ein. Der Eishockey-Profis sieht aber auch die Gefahr: "Wo sind die Grenzen? Wie weit darf die Überwachung eines Menschen gehen? Ich denke, dass es bereits jetzt in einigen Fällen grenzwertig hinsichtlich der Kontrolle der Sportler und des Eindringens in den privaten Bereich ist. Man darf nie vergessen: Auf der einen Seite ist der Sportler, auf der anderen Seite der Familienvater- oder Mutter. Man ist auch Mensch, nicht nur Leistungssportler." Es gäbe aktuell keine Patentlösung. Nichtsdestotrotz müsse kontrolliert werden, dageht auch Furchner konform mit den anderen Befragten. "Gleichzeitig muss aber die Privatsphäre jedoch gewahrt werden.“

<a href= Sebastian Furchnerfragt: "Wo sind die Grenzen?"">
Sebastian Furchnerfragt: "Wo sind die Grenzen?" Foto: Agentur Hübner


Olympischer Gedanke?


Für Profiboxer Patrick Rokohl wäre ein derartiger Chip dagegen grundsätzlich aufgrund des "olympischen Gedankens" denkbar, wenn jeder daran teilnehme. Beim Boxen gäbe es zwar kaum Dopingfälle, aber in anderen Sportarten wie Radfahren oder Schwimmen "wird sehr viel gedopt". Der Eingriff in die Privatsphäre sei aber auch ihm zu groß. Basketball Löwen Braunschweig-Headcoach Frank Menz bringt es schlussendlich auf den Punkt: "Es gibt Grenzen, die man nicht überschreiten darf!"



"Es gibt Grenzen, die man nicht überschreiten darf", sagt Basketball Löwen-Coach Frank Menz. Foto: Reinelt/Eibner


mehr News aus der Region


Weitere spannende Artikel