Pinizzotto: In Wolfsburg verhasst – in München vergöttert

von Jens Bartels


Nach Brutalität folgte Provokation. Hebt Pinizzotto hier symbolisch den Pokal hoch? Foto: Agentur Hübner
Nach Brutalität folgte Provokation. Hebt Pinizzotto hier symbolisch den Pokal hoch? Foto: Agentur Hübner | Foto: Agentur Hübner



München/Wolfsburg. Alsder EHC München am vergangenen Sonntag in Wolfsburg zu Gast war, wurde gepfiffen. EinGrund dafür ist"Bad Boy" Steven Pinizzotto, der am vergangenen Sonntag mit übertriebener Härte erneut für Aufsehen sorgte. In München ist der Kanadier beliebt. Grizzlys-Sportchef Charlie Fliegauf wünscht sich eine Reaktion.

Auf wehrlosen Furchner eingeschlagen


Beim Heimsieg der Grizzlys über den amtierenden Meister, hatte der MünchenerWolfsburgs Sebastian Furchner, der durch einen Crosscheck des Stürmersbereits am Boden lag, niedergedrückt und mehrfach auf dessen Hinterkopf eingeschlagen. Der Kanadier bekam dafür 2 plus 10 plus 20 aufgebrummt, weitere Maßnahmen erfolgten bisher nicht. Zu wenig, finden zahlreiche Fans, unter denen teilweise sogarein Rauswurf des Stürmers aus der DEL gefordert wird.

Es war nicht der erste "Zusammenstoß" zwischen Pinizzotto und Furchner. Im ersten Spiel der letzten Finalserie checkte der Stürmer den Grizzly derart heftig, dass Letzterer wie ein Brett umkippte – glücklicherweise ohne Verletzungsfolge. Sein Team hat "Zotto" damit auch nicht weitergebracht, die Niedersachsen nutzten den Moment und schossen sich in Führung. Bei dieser Tätlichkeit blieb es nicht, so war der Ex-NHL-Spieler immerhin für das erste Saisonspiel gesperrt.

Dass ausgerechnet Sebastian Furchner, als einer der fairsten und geachtetsten Spieler der höchsten deutschen Spielklasse, nun mehrfach zum "Opfer" wurde, macht den Raufbold aus Nordamerika nicht sympathischer.

In München ein Held


Beiden Fans des Titelverteidigers hingegen ist "Pinner" ein Held. Kein anderes Trikot ist in der Münchener Nordkurve öfters zu sehen als seines. Stadionsprecher Stefan Schneider stellt den Spieler, der mit die meisten Strafen der Liga zu verbuchen hat, stets als den "Hausmeister am Oberwiesenfeld" vor. Patrick Hager, erst kürzlich von den KölnerHaien zum EHC gewechselt, lobte Pinizzotto gegenüber ovb-online.de dafür, dass er nicht nur Strafen verursachen würde, "sondern auch gut passen und Tore schießen kann." Auch wenn der "Bad Boy" sowohl Trainer, als auch Mitspieler durch mangelnden Trainingsfleiß und unnötige Strafzeiten mitunter nerven kann, scheint man ihm insgesamt wohl gesonnen zu sein.

Wo liegen die Grenzen?


Die DEL hat bisher nicht reagiert. Drastische Strafen wurden bis datonicht ausgesprochen. Eishockey ist eine harte Sportart – doch wo liegen die Grenzen? Ein Beispiel aus der nordamerikanischen NHL: Im Jahre 2004attackierte Todd Bertuzzi von den Vancouver Canucks Steven Moore von der Colorado Avalanche so lange, bis Moore bewusstlos wurde und Bertuzzi auch noch auf ihn fiel. Der Center aus Denver erlitt drei gebrochene Nackenwirbel, eine Gehirnerschütterung mehrere Verletzungen im Gesicht. Bis heute leidet Moore an den Folgen dieser Tat, die auch juristisch verfolgt wurde, und kann bis dato kein professionelles Eishockey mehr spielen.Das wirftdie Frage auf, ob es auch im deutschen Eishockey erst zu schwersten Verletzungen kommen muss, bis der übertriebenen Härte Einhalt geboten wird.

Fliegauf wünscht sich Reaktion – auch von München


Fliegauf hat den Kontakt mit der DEL gesuchtund erwartet noch vor dem nächsten Ligaspiel eine Reaktion: "Eine völlig unnötige Aktion. Furchner hätte sich stark verletzten können! Dafür spricht auch, dass Pinizzottos Stock beim Crosscheck gegen ihn zerborsten ist. So etwas hat im Sport nicht zu suchen.Wir hoffen, dass nicht nur die Liga reagiert, sondern auch München intern!"


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