Thorsten Stuckmann: Einmal Löwe, immer Löwe!

von Frank Vollmer


In Braunschweig verortet: Benjamin Siegert huckepack und los geht's.  Finn Holsing (re.) freut sich. Foto: imago/Hübner
In Braunschweig verortet: Benjamin Siegert huckepack und los geht's. Finn Holsing (re.) freut sich. Foto: imago/Hübner | Foto: imago/Hübner



Düsseldorf/Braunschweig. Im November zog es Thorsten Stuckmann nach Deutschland zurück. Bei der Reserve von Fortuna Düsseldorf will der Ex-Braunschweiger nach sechs Jahren auf der „Insel“ seine Erfahrungen an den Nachwuchs weiter geben. Vor dem Duell mit Fortuna haben wir bei dem ehemaligen Fanliebling unter anderem nachgefragt, für welche Seite sein Herz am Freitagabend ab 18.30 Uhr wohl schlägt.

Ein Löwe durch und durch


Thorsten Stuckmann ist nicht weniger als eine Legende in Braunschweig! Als er im Sommer 2003 von Preussen Münster zur Eintracht wechselte, war dem 1,99m-Schlacks noch nicht bewusst, dass er einst 133 Pflichtspiele zwischen den Pfosten der Blau-Gelben bestreiten, in die 2. Bundesliga aufsteigen und hier in Niedersachsen zum Publikumsliebling avancieren würde. „Als ich kam, war Alexander Kunze die Nummer eins im Tor“, erinnert er sich heute. „Von ihm habe ich viel gelernt – sowohl im Menschlichen als auch vom Torwartspiel.“

Der damals 22-Jährige löste mit guten Leistungen den langjährigen Stammkeeper ab. „Wie Alex damals mit mir umgegangen ist, das hat mir sehr imponiert und auch sehr geprägt“, verrät Stuckmann. Es habe niemals auch nur den Ansatz von Groll gegeben. Kunze habe stattdessen versucht, ihn noch besser zu machen. „Das habe ich eins zu eins von ihm übernommen“, bestätigt „Stucki“, der seine Erfahrungen nun an die Nachwuchsspieler in der U23 der Rheinstädter weitergeben kann. „Unser Altersdurchschnitt ist bei 21 Jahren. Das liegt aber nur an mir, vorher war er 20“, witzelt der Ballfänger. Es verrät sehr viel über das Gemüt des gebürtigen Güterslohers, der in Braunschweig nach wie vor höchstes Ansehen genießt. Bei der Frage nach den Gründen dafür, muss er selbst erst einmal in sich gehen.

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"Du Stucki, wofür würdest du dich entscheiden, wenn du ein Angebot aus Braunschweig und Sandhausen vorliegen hättest?" Kevin Kratz bekam den richtigen Rat. Foto: Vollmer


Immer nah bei den Fans


„Da musst du die Fans fragen“, entgegnet er schließlich. Generell sei er überall sehr gut mit den Fans klargekommen. „Vielleicht, weil ich mir immer Zeit für sie nehme und versuche, ganz nah dran zu sein. Ich erinnere mich noch gerne daran, wie ich als Kind selbst dort stand. Sowas hat mir immer etwas gegeben. Das wollte ich zurückgeben.“ Vielleicht liegt es aber auch daran, dass der heute 36-Jährige stets authentisch wirkte, mit dem was er machte. „Ich habe in Deutschland für Münster, Braunschweig und Aachen gespielt. Jetzt bin ich in Düsseldorf. Das sind alles Traditionsvereine und ich habe mich immer zu 100 Prozent mit diesen Vereinen identifiziert.“ Auf der anderen Seite überzeugt man Fans natürlich auch mit guten Leistungen. „In Braunschweig habe ich den nächsten Schritt in meiner Karriere gemacht“, erinnert er sich.
Fünf Trainer in einer Saison

Bei Eintracht Braunschweig spielte Thorsten Stuckmann in seinem ersten Jahr mit Marc Arnold, später auch mit Torsten Lieberknecht zusammen. Unter Trainer Michael Krüger kehrte das Team 2005 in die 2. Bundesliga zurück. Stuckmann imponiert, wie seine ehemaligen Mitstreiter den Verein in ruhiges Fahrwasser gebracht haben. In seinem letzten Jahr in Braunschweig war das 2006/07 für den gelernten Elektroinstallateur noch komplett anders. Fünf Trainer verschliss der Abstiegskampf in einer Saison. „Wir haben mit Michael Krüger angefangen, über Willi Kronhardt, Willi Reimann und dann Dietmar Demuth und Djuradj Vasic.“

Am Ende stieg Braunschweig trotzdessen in die Regionalliga Nord ab. „Das hat mich sehr geprägt, weil ich viel draus gelernt habe, auch wenn es nicht schön war“, so Thorsten Stuckmann. „Das Jahr danach haben sie gerade noch so den Turn geschafft. Seitdem hat der Verein sich gefangen. Vielleicht war dieses eine Jahr wichtig, damit der Verein die Kurve kriegt.“

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Familienglück bei Stuckmanns: Aufstieg mit Preston North End im Wembley-Stadion. Aber das ist eine Geschichte für einen weiteren Artikel. Foto: privat


„Die Kirche im Dorf lassen“


Von derartigen Problemen kann bei der Eintracht anno 2017 nicht die Rede sein, aber: „Ich weiß um die Erwartungshaltung in der Stadt. Die waren schon damals hoch und sind noch deutlich gestiegen." Die 2. Liga sei sehr stark und es habe da schon einige Überraschungen gegeben. „Ich glaube, Eintracht ist auf einem guten Weg. Auch wenn die Saison bisher vielleicht nicht so gelaufen ist, wie man sich das erhofft hat, bleibt da ja immer noch eine gute Rückrunde Zeit, um da oben anzugreifen. Von daher soll man die Kirche im Dorf lassen!"

Jungen Spielern würde Stuckmann sowieso immer empfehlen, nach Braunschweig zu wechseln. So wie einst Kevin Kratz in seiner Zeit bei Alemania Aachen (2007 - 2011). Eines Tages kam Kratz auf den Torhüter zu und fragte: „Wie würdest du entscheiden, wenn du ein Angebot von Braunschweig und eines von Sandhausen vorliegen hättest?“ Der Gefragte musste nicht lange überlegen und entgegnete: „Ohne, dass ich irgendwelche vertraglichen Dinge kenne, – und ich bin da auch ein bisschen befangen – aber du musst nach Braunschweig gehen!“ Kevin Kratz leistete dem Rat Folge und entwickelte sich unter Torsten Lieberknecht zum Bundesliga-Profi, der bei Borussia Dortmund das erste Tor nach 28 Jahren Bundesiga-Abstinenz erzielte. „Braunschweig ist immer eine gute Entscheidung“, sagt "Stucki". „Abgesehen von Torsten als Trainer, ist es für junge Spieler ein super Ort, um zu reifen, um zu wachsen und die Stadt ist auch sehr lebenswert.“
"Du kannst den Leuten auch nur vor den Kopf gucken, nicht rein. Ich sehe das hier um die Ecke beim 1. FC Köln: Hätte denen das einer im Juli gesagt, dass sie jetzt nur drei Punkte haben, die hätten gesagt: 'Komm Junge, geh Karneval feiern!'" Stuckmann zum Thema Transferflops

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Januar 2006: Trainer Michael Krüger (Mitte) sammelt die Leibchen von Torwart Thorsten Stuckmann, Torsten Sümnich, Marco Grimm und Torsten Lieberknecht (vlnr.). Foto: imago/Agentur Hübner


„Wo der Papa mal erfolgreich war“


Nach seinem langen Aufenthalt im Ausland hat Thorsten Stuckmann aktuell nicht mehr wirklich viel Kontakt in die Löwenstadt, verfolgt den Weg seiner Eintracht aber nach wie vor sehr intensiv. "Ich verfolge auch, was der Zeugwart so macht. Mit Bussi (Christian Skolik - Anmerk. d. Verf.) war ich immer gut." Kürzlich gab es erst wieder ein Telefonat mit Eintrachts Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt. „Ihm habe ich gesagt, ich kann es kaum erwarten, mit meinen Jungs mal ins Eintracht-Stadion zu gehen und ihnen zu zeigen, wo der Papa mal längere Zeit sehr erfolgreich gespielt hat.“

Es wird wohl etwas dauern, bis er sich diesen Wunsch erfüllen kann. Neben seinem Engagement als Torwart werkelt der gelernte Elektroinstallateur derzeit auch an der Karriere nach der Karriere. Deswegen führte es ihn und die Familie auch zurück in die Heimat. "Ich habe meinen Betrieblichen Gesundheitsmanager gemacht", verrät er. Die Beratung von Unternehmen bei den Themen Gesundheit, Wohlbefinden und Teamwork ist seine Zukunft. "Der Ansatz aus dem Sport kann auch erfolgreich in ein Unternehmen übertragen werden. Ich habe in guten und schlechten Teams gespielt und daraus kann man sehr viel in Projektmanagement mit einbeziehen. Fußball zieht immer und ist überall!"
"Irgendwann hat der Trainer gesagt, du löst jetzt Alex Kunze ab. Er ist dann ein richtig guter Torhüter geworden. Mit ihm sind wir auch aufgestiegen, obwohl er uns allen hier gegen Arminia Bielefeld eine Schrecksekunde eingejagt hat. Da war nicht nur der Luftballon im Tor, sondern auch der Ball, weil Thorsten noch mit dem Luftballon zugegen war. Er war ein super Junge und ist ein super Junge!" Torsten Lieberknecht über Stuckmann

Interessenskonflikt am Freitagabend


Das Spiel zwischen Eintracht Braunschweig und seinem jetzigen Arbeitgeber wird Stuckmann weder live im Stadion noch vor dem Fernseher verfolgen können. Zeitgleich empfangen er und die U23 der Fortuna die Reserve von Borussia Mönchengladbach zum kleinen Rheinderby. Somit entgeht Stuckmann elegant einem inneren Konflikt: „Generell bin ich natürlich Löwe durch und durch. Allerdings habe ich bei diesem Spiel einen kleinen Interessenkonflikt, weil Düsseldorf mein Arbeitgeber ist. Von daher hoffe ich, dass die Braunschweiger wieder aufsteigen und wir den Bock umstoßen und nach ein paar Spielen ohne Sieg etwas mitbringen und gut in die Winterpause gehen.“

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Vier Jahre lang hütete Thorsten Stuckmann das Eintracht-Tor. Foto: imago/HübnerTorwart Thorsten Stuckmann (Braunschweig) auf dem Sprung; Torsten, Vdig, quer, Torhüter, Keeper, Regionalliga Nord 2004/2005, 3. Liga, Eintracht Braunschweig Braunschweig Dynamik, Fußball Herren Mannschaft Deutschland Einzelbild Aktion Personen


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