Tore machen sexy – Warum diese Eintracht Spaß macht

von Frank Vollmer


Wohin führt der Weg? Foto: Bernhard Grimm
Wohin führt der Weg? Foto: Bernhard Grimm | Foto: Bernhard Grimm



Braunschweig. Manchmal geht es ganz schnell. Nur zwei Spieltage dauerte es in diesem Fall. Der Weg der letzten Jahre scheint sich für Eintracht Braunschweig endlich auszuzahlen. Denn: Diese Eintracht macht wieder Spaß. Und kann in dieser Saison großes Erreichen. Warum träumen erlaubt ist – ein Kommentar. 

Der Braunschweiger Weg


Frei nach dem Motto: "Tore machen sexy", ist die bis in die Sommerpause hinein keimende Kritik, als Flügelflitzer Gerrit Holtmann vor der Nase wegtransferiert wurde, plötzlich verstummt. Natürlich schwang hier auch ein wenig die Sorge der Fanseele mit, dass es ähnlich auch anderen Spielern ergeht und die Löwen noch einmal ein Jahr lang im Mittelmaß der 2. Bundesliga vor sich hervegetieren. Doch war auf einmal selbst der überhastete Abgang des Stammtorhüters Rafal Gikiewicz so gut wie kein Thema mehr.

Blickt man ein paar Jahre zurück, hat die sportliche Verantwortung der Löwen durchaus Weitsicht bewiesen und aus dem direkten Bundesliga-Abstieg gelernt. In zweierlei Hinsicht offenbart sich das aktuell. Zum einen hat der oft zu unrecht kritisierte Marc Arnold mit Neuzugängen wie Julius Biada, Onel Hernández oder dem derzeit verletzten Suleiman Abdullahi ein gutes Näschen für mögliche Leistungsträger bewiesen und das Problem der fehlenden Offensivkraft ganz offensichtlich in den Griff bekommen. Auch der Kader hat Breite bekommen. Als netten Nebeneffekt beflügelt das sogar Domi Kumbela, der auch wieder trifft, weil er in der Zwischenzeit an seiner Fitness arbeiten konnte. Händeringend suchte man vor der letzten Saison einen echten Knipser, der den wechselwilligen Berggreen ersetzen konnte. "Der Stürmermarkt ist brutal hart", sagte Torsten Lieberknecht seinerzeit. Dass während dieser Saison meist die gute Defensivarbeit gelobt wurde, spricht Bände.

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Schönfeld, Biada, Khelifi – Neue Gesichter des Erfolgs. Foto: Agentur Hübner


Langer Atem zahlt sich aus


Zum anderen – und das ist noch weitaus wichtiger für die Weiterentwicklung dieser Mannschaft – tragen der lange Atem und die Politik der kleinen, aber standfesten Schritte allmählich Früchte. Als Fußballfan muss man sich heutzutage einfach damit abfinden, dass der Lieblingsspieler nicht sein Leben lang im gleichen Verein spielt und sich morgen schon das Trikot der Konkurrenz überstreifen könnte. Ähnlich wie der SC Freiburg hat man bei Eintracht Braunschweig aus dieser Not eine Tugend gemacht.

Wer gehen will macht dies mit einer fetten Rendite. Berggreen will weg? Soll er doch. Die geschätzten 2,5 Millionen Euro Ablöse (laut Transfermarkt.de) wurden klug investiert. Und angesprochener Holtmann? Der 21-Jährige war den Machern in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt (laut Transfermarkt.de) sogar 3 Millionen Euro wert. Verpflichtet werden dafür unbekannte Namen, die in Braunschweig reifen. Kannte vor vier Wochen irgendwer den Namen Gustav Valsvik? Mit dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum im Rücken nähert sich Eintracht Braunschweig so dem viel zitierten Freiburger Modell. Und geht doch seinen eigenen Weg!

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Arnold, Lieberknecht – den Verein geprägt wie kein anderer. Foto: Agentur Hübner


Willkommen in Fort Knox!


Zuweilen wirkt es, als sei der Glaskubus an der Hamburger Straße eine Festung der Schweigsamkeit. Informationen außer denen, die nach außen dringen sollen, bekommt man auch als Journalist nur sehr spärlich. Als Neuzugang Suleiman Abdullahis Verpflichtung per Pressemitteilung verkündet wurde, sorgte das zuletzt für Irritationen unter den Kollegen. Der Verein ist um Ruhe und Seriösität bemüht – man bleibt eben gern unter sich. Gerade am heutigen Mittwoch soll man sich nach unseren Informationen mit einem weiteren Angreifer aus Skandinavien so gut wie einig sein. An die große Glocke hängt das niemand.

Auch das ist der Braunschweiger Weg, bei dem Nebengeräusche wie allergische Reaktionen gemieden werden – ganz anders als in den Zeiten, als viele bei Eintracht Braunschweig mitreden wollte und das 2008 beinah im Exitus endete. Da kann es durchaus als positives Signal gewertet werden, dass Trainer Lieberknecht kurz vor einer Verlängerung seiner Vertragspapiere mit dem Traditionsverein steht, den er und Marc Arnold in den vergangenen acht Jahren geprägt haben wie kein anderer. Ist jetzt also auf einmal alles gut beim Deutschen Meister von 1967? Naja, vielleicht wird es zukünftig ja wieder schwerer, Tickets für die Heimspiele zu ergattern. Doch als Kritik kann dies mit Sicherheit nicht herhalten. Die Eintracht, sie macht wieder Spaß! Und lädt zum Träumen ein.

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Das Feuer entfacht! So wie 2012/13? Foto: Frank Vollmer



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Dies ist ein Kommentar von Frank Vollmer. Die Meinung des Autors entspricht nicht zwingend der Meinung unserer Redaktion.

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