Wahnsinn! Deutschland gewinnt historischen Eishockey-Krimi

von Jens Bartels


Deutschland gewinnt eine unglaubliche Partie! Foto: imago/Bildbyran
Deutschland gewinnt eine unglaubliche Partie! Foto: imago/Bildbyran | Foto: imago/Bildbyran



PyeongChang/Wolfsburg. In einer unfassbar dramatischen Partie gewann die deutsche Eishockey Nationalmannschaft mit Björn Krupp und Gerrit Fauser von den Grizzlys Wolfsburg das Viertelfinale gegen die favorisierten Schweden und zieht damit erstmals seit 42 Jahren in ein olympisches Halbfinale ein. Dabei wurde die Partie nach einer deutschen Führung auf den Kopf gestellt und erst in der Overtime durch Patrick Reimer mit 4:3 (2:0, 0:0, 1:3, 1:0) entschieden!

Deutschland per Doppelschlag in Führung


Im Duell um den Einzug ins Halbfinale holten sich die Deutschen den ersten Bully und setztenüber Christian Ehrhoff die erste Attacke (1.), doch das schwedische Teamlief einen Konter, sodass Danny aus den Birken gleich das erste Mal geprüft wurde. Anschließendmusste Ehrhoff als erster Spielerin die Kühlbox (4.), der Gegner setzte sich sofort im deutschen Drittel fest. Zunächst gelang es Björn Krupp seinen Gegenspieler wichtige Sekunden an der Bande unter Druck zu setzen, doch nachdem sich dieser befreit hatte, ließen die Nordeuropäer ein Feuerwerk auf den Münchener Schlussmann los, durch das er kaum zu einer Verschnaufpause kam. Auch nach Erreichen der Vollzähligkeit musste sich die Mannschaft von Bundestrainer Marco Sturm mit aller Macht gegen die Blau-Gelbe Übermacht zur Wehr setzen und kam offensiv nicht zum Zug.

Nach zehn Minuten wendete sich das Blatt. Das deutsche Team drückte, erstmals in Überzahl, mit Vollgas in das gegnerische Drittel und erzielte die ersten Abschlüsse auf das Tor, scheiterte jedoch immer wieder an Goalie Viktor Fasth. Doch auch im 5-gegen-5 behielten die Schwarz-Gelben das Kommando und nutzen das nächste Powerplay: Felix Schütz lieferte das Spielgerät an Patrick Hager auf dem rechten Flügel, der sofort auf Ehrhoff an der blauen Linie weiterleitete. Der Kölner Hai feuerte per Handgelenkschuss eiskalt das 1:0 (15.) in die Maschen. Keine Minute später, wieder startete der Angriff hinter dem Tor. Diesmal gab Markus Kink in den Slot auf Marcel Noebels, der im Getümmel vor dem Kasten cool blieb und das Hartgummi links an Fasthvorbei über den Pfosten zum 2:0 (15.) ins Netz verfrachtete. Schweden war bis zum Drittelende völlig von der Rolle, hatte keine Ideen mehr und kam gegen ein starkes deutsches Forechecking kaum noch zu einem soliden Spielaufbau.

Deutsches Team verteidigt verbissen


Auch zu Beginn des Mittelabschnitts gehörte die erste Chance der Sturm-Truppe. Hager legte für Daryl Boyle im Slot auf, der Münchener zog ab, der Erfolg blieb jedoch aus (41.). Im Gegenzug musste sich Aus den Birken geschlagen geben, doch dessen Verteidigung bereinigte die Situation (22.). Kurz daraufsetzte sich Dominik Kahunin Szene, gegen den Fasth einen Monstersave zeigen musste und den Versuch von rechts mit einem Spagat entschärfte (24.).

In der Folge ging es weiter hin und her. Der amtierende Weltmeister bemühte sich um den Anschluss, sah sich jedoch einer in der Defensive verbissen kämpfenden deutschen Mannschaft gegenüber und auch die nächste Strafzeit überstand der Underdog schadlos (32.). Während Deutschland offensiv zunächst nicht viel ausrichten konnte, ließ der Druck des Silbermedaillengewinners von Sotchi gegen Drittelende ein wenig nach, bis die Schwedenkurz vor der zweiten Pause den Goalie des Deutschen Meisters nochmals mehrfach prüften – ohne Erfolg.

Dramatik pur – Schweden gleicht aus


Das Deutsche Team hielt auch im letzten Drittel den Kampf in der Abwehr aufrecht und nahm dabei diverse unerlaubte Weitschüsse in Kauf. Es folgten mehrere Schrecksekunden für den deutschen Schlussmann: Danny aus den Birken verlor seinen Schläger und es dauerte eine Weile bis er einen Spielerschläger bekam – es dauerte eine gute Minute bis sich die Situation bereinigte (46.). Kurz darauf belohnte sich der Favorit für sein Angriffsspiel: Anton Lander stocherte nach Zuspiel von Dahlin das 2:1 (47.) über die Linie.

Und Deutschland hatte die Antwort sofort parat! Frank Mauer leitete einen Konter ein, legte weit auf Dominik Kahun kurz vor der blauen Linie, der Center des EHC München tanzte seinen Gegenspieler aus und jagte die Scheibe lässig über Fasths Schoner zum 3:1 (49.) in die Maschen. Doch die Skandinavier waren noch nicht geschlagen. In der folgenden Überzahl donnerte Patrik Hersley nach einem Querpass den Puck per Direktabnahme zum 3:2 (51.) in das Gehäuse – und nur eine Minute später egalisierte Schweden durch Mikael Wikstrand mit einem verdeckten Schuss den Spielstand auf 3:3 (52.).

Schweden blieb zunächst am Drücker und es dauerte einen Moment, bis die deutsche Mannschaft wieder etwas ausrichten konnte. Viel mehr als Befreiungsschläge gelangen dabei allerdings nicht. Kurz vor Schluss verpasste Gerrit Fauser die Möglichkeit zur Führung, sein starker Angriff landete am Außennetz (59.) – es ging in die Verlängerung.

Nürnberger Duo schießt Deutschland ins Halbfinale!


Die Dramatik setzte sich in der Overtime fort: Yasin Ehliz spielte einengenialen Pass auf Patrick Reimer. Der Ice Tiger zog von links vor Fasth, dieser wehrte den ersten Versuch ab, Reimer setze nach und drückte die Scheibe rechts am Goalie vorbei über die Linie zum 4:3 (62.) – Videobeweis! Die Sekunden wurden zu Minuten, doch der Unparteiische entschied auf Tor! Die deutsche Eishockey Nationalmannschaft zieht damit erstmals seit den Olympischen Spielen in Innsbruck 1976 in ein olympisches Halbfinale ein und trifft dort auf Kanada.

Zahlen und Fakten


Torfolge: 1:0 (15.) Christian Ehrhoff (Hager, Schütz/PP1), 2:0 (15.) Marcel Nöbels (Kink), 2:1 (47.) Anton Lander (Dahlin), 3:1 (49.) Dominik Kahun (Mauer), 3:2 (51.) Patrik Hersley (PP1), 3:3 (52.) Mikael Wikstrand, 4:3 (62.) Patrick Reimer (Ehliz)


mehr News aus der Region


Weitere spannende Artikel