Wie Motörhead ohne Lemmy


Auch Andreas Reiffer kann sich die Grizzlys ohne Pavel Gross nicht vorstellen. Foto: imago/Horstmüller
Auch Andreas Reiffer kann sich die Grizzlys ohne Pavel Gross nicht vorstellen. Foto: imago/Horstmüller | Foto: imago/Horstmüller



Wolfsburg. Am morgigen Dienstag entscheidet Grizzlys Wolfsburgs Cheftrainer Pavel Gross, ob er in Wolfsburg bleibt oder zum Ligakonkurrenten Adler Mannheim wechselt. Die Fanszene bangt – ebenso der Verlegerund Grizzlys-Fan Andreas Reiffer, der eine Liebeserklärung an den Erfolgscoach verfasst hat.

Pavel leistet Überragendes


Seit fünf Jahren besuche ich regelmäßig die Heimspiele der Grizzlys, durfte in dieser Zeit zahlreiche emotionale Momente – grandiose Siege und niederschmetternde Niederlagen, oft in der allerletzten Sekunde – erleben. Vorher haben mich Sportveranstaltungen nicht die Bohne interessiert, heute bin ich überglücklich und dankbar für diese späte „Bekehrung“ zum schnellsten und härtesten Mannschaftssport – direkt vor meiner Haustür. Besonders dankbar bin ich Pavel Gross, nicht nur weil ich mir einfach keinen anderen hinter der Spielerbank der Eis Arena am Allerpark vorstellen kann, sondern weil er hier wirklich Überragendes leistet. Mit einem Etat, mit dem andere DEL-Clubs Sorge hätten, in die Nähe der Playoff-Plätze zu gelangen. Mit Spielern, die sich zuletzt im Formtief befanden, Nordamerikanern ohne NHL-Erfahrung und mit Rohdiamanten aus dem deutschen Nachwuchs. Mit einem Hauptsponsor, der sich zuletzt schwer tat ein klares Bekenntnis zu den Grizzlys und deren längerfristigen Zukunft über die Lippen zu bekommen.

"Pavel, du bist hier noch nicht fertig!"


Unter diesen Voraussetzungen gelang es ihm ein wirkliches Team ohne Stars und Skandale zu formen – passend zur Arbeiterstadt Wolfsburg. Wir, die Fans, bejubeln nicht nur Playoffs seit 2009 und zwei Vizemeisterschaften in Folge, sondern auch diese Mannschaft, die Pavel in den letzten Jahren immer wieder formt. Wir jubeln über einen Trainer, den die Fans und Spieler der anderen Clubs oft nicht sonderlich mögen, ihn insgeheim aber wahrscheinlich alle gerne als Coach hätten – zum Beispiel weil er sich auch verbal und mit unnachahmlicher Gestik und Mimik während des Spiels für sein Team ins Zeug legt, bei den Unparteiischen oder auch mal bei der Ligenleitung genauer nachfragt. Und nun soll alles vorbei sein, Pavel Gross soll zum Ligakrösus wechseln und aus ausgemusterten NHL-Spielern ein Team formen und zur Meisterschaft führen? Ich mag gar nicht daran denken. Das wäre doch so, als stelle man sich Motörhead ohne Lemmy oder die katholische Kirche ohne den Papst vor, oder? Deswegen möchte ich ihm zurufen: „Pavel, du bist hier noch nicht fertig!“

Andreas Reiffer ist Fan der Grizzlys Wolfsburg und Verleger von fünf Eishockeybüchern aus Meine.

Die Meinung des Autors muss nicht zwangsläufig der Meinung unserer Redaktion entsprechen.


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